Eine Haube soll lackiert werden....

Inhalt:

 

Da ich für Freunde im RHF schon einige Hauben lackiert habe und dieses Thema oft nachgefragt wird, habe ich hier mal meine Vorgehensweise und Arbeitsabläufe beschrieben und sofern notwendig bebildert.

Die hier verwendete Haube ist von einem RoXXter 55 eines Freundes, der diese schon im Einsatz hatte. Der Vorteil, dass die Befestigungslöcher passen. Dafür musste ich aber erst noch ein paar "Gebrauchsspuren" entfernen. Erste Maßnahme war das gründliche Reinigen. Zuerst mit Wasser und Spülmittel, als sie dann trocken war mit Spiritus und Silikonentferner abgewischt. Die drei Risse habe ich von innen mit je einer Lage GFK mit 110g/m² verstärkt, damit der Lack später keinen Riss bekommt. Zusätzlich ist die Befestigung der Haube am Chassis so gelöst, dass die 4 seitlichen Bolzen die Haube fixieren und der hintere, obere Teil mit 4 Magneten zusammengehalten wird, was ein wegfliegen der Haube verhindert.

Meine Meinung zum Material....

Es gibt viele Mittel und Wege, die zum Erfolg führen. Ich zeige meinen auf und möchte hier auch sagen, warum ich welche Lieferanten nehme:

Harz   HT2 von R&G. Habe mit diesem Harz seit Jahren keinerlei Probleme, da es auch in dünnsten Schichten wirklich klebfrei aushärtet. Meine Nr. 1 beim Laminieren, da es auch ohne Additive oder Spiritus recht dünnflüssig ist. Kurz härtende Harze (5-min / 15-min) taugen meiner Meinung nach nicht zum Laminieren, allenfalls zum fixieren oder kleben.
CFK/GFK/Aramid   Besorge ich auch bei R&G. Habe bisher nur gute Qualität bekommen, ein "Fehlgriff" würde mehr kosten als ich über die Jahre vielleicht mehr bezahlen musste.... just my 2 cents
Arbeitsgerät   Mischbecher, Holzrührspatel, Laminierpinsel etc auch von R&G. Sicher man kann Joghurt-Becher sammeln und Eis-Stiele aufheben. Ich denke jetzt mal ein wenig lauter: Ein Modell für hunderte oder tausende von €s, aber am Mischbecher für 18 cent wird das Eigenheim erspart. Wenn ich wohl das Wasser und Spülmittel berechne um den Becher wirklich sauber zu bekommen, ist der von R&G nicht teuer......
Grundierung/Füller   Ich hole mir 2K-Vario Füller von Spies + Hecker über eine Autolackiererei. Trocknet schnell und ist gut zu schleifen. Zum Mischen der Komponenten habe ich mir über das Internet billige 20ml-Einweg-Spritzen besorgt. Ist gerade für kleine Ansätze eine sehr präzise und saubere Materialentnahme aus den Dosen.
Farben   Entweder Autolacke vom Lackierbetrieb oder AutoAir Colors von Createx.
Klarlack   Entweder 2K-Klarlack vom Lackierbetrieb oder CrystalClear von DynaTone. Dieser ist ein 2K-Urethan-Klarlack mit bestechender Klarheit. Wird von Haider in München vertreiben und nicht ganz billig - aber sein Geld wert.
Schleifpapier   Ich habe mir einen Vorrat an gängigen Körnungen im 100-Bogen-Pack zugelegt. Ich habe das von Starcke, ist etwas teurer hat aber gerade was Harz und Farben angeht eine wesentlich längere Standzeit als das Baumarkt-billig-Papier. Bin mir sicher, es ist im Endeffekt billiger.
Klebeband   Für die Farbtrennkanten nehme ich ausschließlich das Linierband von 3M. Es lässt sich hervorragend um Rundungen und Kurven kleben und ergibt eine super scharfe Farbkante.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es viel mehr Spaß macht, wenn man Handwerkszeug hat, dass funktioniert. Eine Schere für Gewebe ist kein Marketing-Gag. Wer schon mal ein ausgefranstes Gewebestückchen sauber laminieren wollte, wird es bestätigen. Und eines gleich mal als Klarstellung:
eine Lackierung deckt auf, nicht ab. Alles was jetzt geschlampt oder geschludert wird, ist nachher noch viel deutlicher zu sehen. Und ich arbeit lieber gleich sauber, dann halten sich Schleif- und Ausbesserungsarbeiten in angenehmen Grenzen.

Die Vorarbeiten

Als erstes habe ich die ganzen Nahtstellen mit dem Dremel geschliffen und die Kieferhölzchen mit den Magneten entfernt. Die Haube ist recht dünn hergestellt, was an einigen Stellen später sicher Probleme gibt, da die Haube ja benützt wird und bei einer dunklen Lackierung jeder Riss sofort auffällt. Zunächst Außen alle vorhandenen Öffnungen mit Paketklebeband straff abgeklebt. Dann habe ich an einigen Stellen CFK-Rovings eingeharzt, die mit einer Lage GFK mit 63g/m² abgedeckt wurden. Durch das Abkleben von Außen konnte ich im Bereich der oberen Öffnungen eine komplette Lage GFK einbringen und nach Aushärtung des Harzes den Klebestreifen abziehen und hatte eine glatte Oberfläche. Damit die Trennnaht später so schwach wie möglich zu sehen ist und die 4 kleinen Magnete dauerhaft fixiert sind, habe ich beschlossen, diese einzuharzen und durch "senkrechte" Wände die Seitenteile zu stabilisieren.
Zuerst habe ich mir aus 1mm Kunststoff eine "Trennebene" erstellt. Diese den Außenkonturen angepasst und beidseitig mit Folientrennmittel bestrichen. Diese setzte ich dann zwischen die beiden zu öffnenden Teile und habe alles außen mit Klebeband fixiert. Die Magnete halten sich selber und richten sich auch selber exakt aus. Das sieht dann so aus:

RoXXter 55

RoXXter 55

RoXXter 55

Von dem nach Anleitung angemischten Harz habe ich ein Teil mit Baumwollflocken und Glaskugeln 0,2mm Ø zu einem zähen Brei vermischt. Diesen habe ich dann in die kanten eingebracht, da sich das Gewebe nicht so eng biegen lässt. Dann habe ich zwei Lagen GFK mit 110g/m² eingelegt. Diese werden vorsichtig aber gewissenhaft getupft, bis sie gleichmäßig getränkt sind. So sieht das dann aus:

RoXXter 55

RoXXter 55

Nach dem vollständigen Aushärten den Harzes dann der spannende Moment der Entformung.

RoXXter 55

RoXXter 55

RoXXter 55

RoXXter 55

Die überstehenden Gewebe wurden mit einer Trennscheibe grob abgeschnitten und dann verschliffen. Die Nähte wurden verspachtelt, die von innen verstärkten Risse deutlich angeschliffen (durch das Gel-Coat) und ebenfalls verspachtelt. Damit die Trennkante an dem hinteren Teil schön sauber wird, habe ich diese ebenfalls verspachtelt, wobei die Innenseiten mit den Magneten zuerst sauber plan geschliffen wurden und dann die Außenseite verspachtelt wurde. So ergibt sich eine gerade, saubere Naht.

RoXXter 55

RoXXter 55

RoXXter 55

RoXXter 55

RoXXter 55

Nach wirklichem aushärten der Spachtelmasse werden die ausgebesserten Stellen zuerst nass mit 320er Körnung geschliffen. Ich bevorzuge das Nassschleifen, denn so hält sich die Staubentwicklung in Grenzen. Wenn die verspachtelten Bereiche nahezu auf das "Soll" geschliffen sind, wechsel ich zu 500er Körnung und schleife die gesamte Haube. Dann die Spachtelstellen genau begutachten und ggf. vorhandene Luftlöcher oder "Dellen" mit Feinspachtel abziehen. Eine abschließender Nassschliff mit 500er Körnung bildet die Grundlage für die Grundierung. Die Haube sollte nach dem Schleifen in trockenem Zustand genau angeguckt werden und überall gleichmäßig matt sein.

Nach dem "satten" Auftragen des Grundierfüllers wird wieder geschliffen. Diesmal mit 1000er Körnung und wieder nass. Gerade bei GFK/CFK bilden sich Vertiefungen zwischen den einzelnen Gewebefäden, die durch den Schwund des Harzes bedingt sind. Beim Schleifen nach dem Grundierfüller mache ich es daher oft so, dass ich ihn fast bis auf das Weis des Gel-Coats runter schleife. Da der Grundierfüller grau ist sieht dass dann wie ein Karo-Muster aus. Dann wird noch eine dünne Lage Grundierfüller aufgebracht und ebenfalls mit 1000er Korn nass geschliffen. Entweder man wischt immer mal wieder trocken um zu sehen ob noch glänzende Stellen vorhanden sind oder man nebelt vor dem Schleifen mit einer Dose schwarz fein auf (keine deckende Schicht - nur viele ganz kleine Sprenkel) und schleift bis kein Schwarz mehr zu sehen ist. Der Farbnebel setzt sich in die kleinsten Vertiefungen, ist also ein wirklich guter Schleifindikator, den man auch auf der nassen Oberfläche sehr gut beurteilen kann. Die Haube sieht dann so aus:

Die Vorarbeiten an der Haube sind damit abgeschlossen. Es kann mit der eigentlichen Lackierung los gehen. Vorher sind aber noch die Masken für die Lackierung zu erstellen. Ich mache diese im Illustrator und gebe die Datei plottfertig an meinen Folienbetrieb. Von dort bekomme ich dann eine spezielle Folie, die nicht zu stark klebt und fertig geschnitten ist. Ich entferne die nicht benötigten Teile und dann kommt ein Transferpapier drauf. Die Maskenteile kleben an der Transferfolie und können dann bei Bedarf sauber ausgerichtet auf der Haube platziert werden.

 

Die Lackierung

Die Vorgabe zu dem Design war eine dunkelblaue Haube, die Eleganz und Stil hat. Also keine Haube mit vielen Motiven oder Farben. Es soll das "Glas" der Kanzel braun/schwarz getönt sein, die Haube an sich schwarz mit blau bei direktem Licht, der Namenszug in Chrom / Chrom mit Candy-blau und ein waagerechter roter Zierstreifen, der vielleicht auch mit Chrom / Chrom mit Candy-rot gemacht wird. Für das Chrom gibt es zwei Möglichkeiten: ViChrome von Haider-Airbrush, das einen wirklichen Chrom-Effekt hat oder Aluminium von Createx Auto Air. Da das ViChrome sehr teuer ist (hier würde ca. Chromfarbe für 30€ benötigt) und der reine Chrom-Anteil "nur" der Rand der Buchstaben und der Zierlinie ist, habe ich mich entschlossen die Aluminiumfarbe von Createx Auto Air zu nehmen. Wenn mehr Fläche, wo das Chrom dann wirklich zur Geltung käme, vorhanden wäre, würde ich allerdings den Preis vernachlässigen - das Resultat überzeugt 100%ig.

Ich habe daher mal auf einem Stück ABS Aluminium gespritzt und dann Candy-blau, Candy-rot und Candy-orange in verschiedenen Stärken aufgespritzt. Sa kann ich das Ergebnis besser beurteilen, da während des Lackierens der Eindruck stark täuscht, weil z.B. der helle alufarbene Rand fehlt. Jetzt kann ich die Sättigung abschätzen und weiß wie viele Schichten aufzutragen sind um den gewünschten Effekt zu erzielen. (Die "getupfte Struktur" kommt durch den "Sprühdosen-Klarlack" und das Fotografieren. Das menschliche Auge ist da gnädiger.....)

RoXXter 55

Dann hatte ich einen Entwurf gemacht, der aber nicht in die "Flotten-Optik" gepasst hat:

R55 Entwurf

Also noch mal den Illustrator gequält und dann weitestgehend auf dieses Design eingeschossen:

R55 Entwurf

Die Basis wird zunächst schwarz. Das Fenster, der Zierstreifen und der Schriftzug wird "chrom". Der Zierstreifen wird innen rot - wahrscheinlich ein leuchtendes, kräftiges rot. Das RHF-Logo wird weiß vorlackiert. Dann kommt eine Schicht "sparkelescent nightmare blue" drauf. Bei schwachem Licht ist die Haube schwarz. Auch das Logo. Überall wo sich Glanzpunkte bilden, wird sie blau, ein tiefes, mystisches blau. Vielleicht noch eine dünne Schicht hot-rod-sparcles drauf, das gibt so ein schönen Glitzereffekt. Aber das soll Friso dann aktuell entscheiden.